Martin-Buber-Plakette für Garri Kasparow
Geschrieben von Klaus K. Haverkamp am 17.11.2012 um 13:42
Die Euriade-Stiftung ist ein deutsch-niederländischer Verein, der mit seinen Veranstaltungen die Begegnung von Menschen, insbesondere auf kulturellem Gebiet, fördert. Seit 2002 verleiht er jährlich die Martin-Buber-Plakette für Verdienste um die Menschlichkeit ("an Personen, die [den] anderen hören, sehen, ihm zuhören und deren Leistungen in realen Antworten auf die Probleme und Nöte ihrer Mitmenschen bestehen"). Der erste Preisträger war Altbundeskanzler Helmut Schmidt (Liste der Preisträger). In diesem Jahr wurde Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow für seine Kasparov Chess Foundation ausgezeichnet, mit der er sich "intensiv und sehr engagiert um junge Menschen und Kinder" kümmert. Die Preisverleihung erfolgte am Freitag Abend in der Aula Maior des Kongresszentrums Abtei Rolduc. Auf Einladung der Euriade-Stiftung waren Oliver, Erik, Ingo mit Frau und Klaus vom Vorstand sowie unsere Jugendlichen Niklas und Sascha mit Eltern bei der Zeremonie anwesend, außerdem Philipp und seine Frau als Mitglieder des Euriade-Vereins.

Der Kerkrader Bürgermeister Jos Som eröffnete die Feier mit einem Grußwort, anschließend verlas der Vorsitzende der Euriade-Stiftung, Prof. Werner Janssen, zu musikalischer Untermalung ein Gedicht „You can find the human being“ nach Motiven von Martin Buber. Die Laudatio für Garri Kasparow hielt der mit ihm befreundete Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit. Sie hatten sich kennengelernt, als Kasparow in Brüssel über die Situation in Rußland und das Programm der Opposition berichtete. Cohn-Bendit sagte, er habe selten eine politisch handelnde Persönlichkeit getroffen, deren Handeln so von Logik geleitet sei. Das zeigte sich zum Beispiel, als Kasparow ihm in Moskau Eduard Limonow vorstellte mit den Worten: „In einem demokratischen Parlament würden wir weit voneinander entfernt sitzen, aber solange es ein solches nicht gibt, kämpfen wir gemeinsam dafür, ein solches zu schaffen“. Weiterhin zeigte sich Cohn-Bendit beeindruckt, wie Kasparow mit seinem Schach-Können zum Held der Sowjetunion wurde, trotz seines jüdischen Vaters und seiner nicht-russischen Volkszugehörigkeit, zu der er stets gestanden habe. Er schloß mit seinem „Traum, daß eines Tages der Präsident Rußlands nicht mehr Wladimir Putin, sondern Garri Kasparow“ sei. Werner Janssen trug die Erklärung des Preisverleihungskomítees vor. Garri Kasparow habe sich beständig dafür eingesetzt, unsere Gesellschaft für humane und demokratische Werte empfänglich zu machen und diese zu vermitteln. Mit seiner Chess Foundation versuche er nicht, herausragende Schachtalente zu sichten, sondern Kinder Spaß und Freunde am Spiel und Respekt für den Gegner erleben zu lassen. In seiner Dankesrede zeigte sich Garri Kasparow geehrt und berührt. Er wolle dazu beitragen, daß Kinder befähigt werden, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Schach ist eine andere Form des Dialogs ohne Sprache, und gerade beim Schach gilt: „Solange wir überrascht werden können, lernen wir“. In der Politik fehlen seiner Meinung nach vielfach intellektuell fundierte Entscheidungen. Sein Ziel sei, Leute mit unterschiedlichen ideologischen Hintergründen zusammenzubringen. Während Diktaturen bestrebt seien, Menschen zu isolieren, müsse man eben das Gegenteil davon tun. Mit diesen Gedanken sah er sich im Einklang mit Martin Bubers dialogischen Prinzip. Bezug nehmend auf Cohn-Bendits Traum erklärte er zum Abschluß: Man solle in Rußland nicht ständig fragen, wer Putin ersetzt, sondern was ihn ersetzen soll: nämlich echte demokratische Strukturen, mit denen sich Rußland an die Seite der anderen europäischen Staaten stellt. Musikalisch bereicherte Alexander Zolotarev von der Musikhochschule Köln-Aachen die Zeremonie am Konzertflügel mit beeindruckenden Interpretationen von Schumann, Liszt, Brahms und Chopin.

Bericht der AZ

Für Samstag Vormittag sind die Preisträger des Eurodeturniers vom 4. November zu einem "Meet & Greet" mit Garri Kasparow eingeladen, der dann im Anschluß die Simultanveranstaltung mit dem niederländischen Meister Anish Giri eröffnen wird.
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