Sommerschach I: Drei in Strasbourg
Geschrieben von Oliver Schreyer am 15.07.2014 um 23:17
Als erste Herzogenrather Sommer-Turnierspieler zogen Lars, Erik und ich nach Frankreich zum 5. Open de Strasbourg. Das Turnier war sehr gut organisiert mit 3 Gruppen in 3 geräumigen Sälen, wobei wir alle im A-Turnier mitmischten. Unter den 61 Spielern befanden sich 1 GM, 5 IM und 6 FM, Bedenkzeit war 140min für die gesamte Partie plus 30s Inkrement pro Zug (was Zeitüberschreitungen vermeidet - theoretisch zumindet...).
Die erste Runde begann mit einem Mysterium. Angesichts der ausgehängten Ansetzungen atmeten Lars und ich erleichtert auf, denn wir hatten uns nur um 1 Brett "verpasst". Doch während wir uns schon an den Tischen häuslich einrichteten, wurde plötzlich neu ausgelost und wir mussten tatsächlich gegeneinander antreten. Also dafür waren wir nicht nach Frankreich gefahren. Dilemma auch bei Erik, der klare Remis-Chancen im Endspiel gegen einen FM nicht nutzen konnte. In der zweiten Runde gewann Erik dann glatt, während ich an Tisch 1 gegen den Setzlisten-Primus, einen jungen ungarischen IM mit knapp 2500 ELO, randurfte. Nach einem groben positionellen Schnitzer meinerseits war der Favoritensieg nur eine Frage der Zeit, doch plötzlich schlug ihn die Schachblindheit (oder was auch immer) und wir erreichten ein völlig gleiches Endspiel, in dem ich für die Minusqualität 2 Bauern besaß. Selbst als mich ein Zeitnot-Einsteller mit 5B gegen S+3B beließ, war der Ausgang noch nicht klar, denn 2 meiner Knappen traten als vorgrückte Freibauern auf. Bei Sekunden pro Zug blieb mir gegen die Endspiel-Technik des IM dann aber doch nur der Erfahrungsgewinn. Das war allerdings harmlos gegen das grausame Schicksal, welches Lars ereilte, der in einem toten Remis-Endspiel die Uhr für einen Moment aus den Augen verlor und 1ms zu spät drückte - Null durch Zeitüberschreitung.
Danach konnte es nur noch aufwärts gehen und es ging. Runde 3 bescherte Lars und mir Siege und Erik ein hart erkämpftes Remis gegen einen rüstigen 74-jährigen Ex-2300er, der von seinem Schachverständnis offenbar nur wenig eingebüßt hatte - so möchte man im Rentenalter noch Schach spielen können. Die Nachmittagsrunde ließ ich aus, um anderen Hobbies nachzugehen, Erik holte ein Remis, Lars verlor. In der fünften Runde schlug dann der bekannte Schlussrunden-Fluch zu - Erik und ich verloren katastrophale Partien. Wir gehen davon aus, dass der Fluch annahm, das Turnier sei nur auf 5 Runden angesetzt. Bei seiner Konzentration auf Familie Schreyer verlor er Lars zum Glück aus den Augen, der somit seine Partie gewinnen konnte. Leicht angeschlagen erschienen wir am Nachmittag zur vorletzten Runde und konnten den Augen kaum trauen. Noch eine Herzogenrather Vereinspaarung in Strasbourg - diesmal Lars gegen Erik. Ihrem Remis fügte ich einen soliden Schwarzsieg hinzu, womit bei mir 3 Schwarzsiege gegen 2 Weißniederlagen zu Buche standen - Fortsetzung der Saison. In der letzten Runde zeigten wir dann noch einmal Herzogenrather Kampfschach und da der Schlussrunden-Fluch seine Arbeit getan wähnte, konnten Erik und ich gewinnen (bei Erik sah es allerdings lange gar nicht gut aus), Lars hatte in einer der längsten Partien gegen einen 200 Elo-Punkte schwereren Gegner ebenfalls gute Chancen, musste dann aber doch das Handtuch werfen. Am Ende blieben wir damit im Rahmen unserer Möglichkeiten - ich wurde mit 4/6 27., Erik mit 3.5/7 32. und Lars mit 2.5/7 50., alle mit leichtem Elo-Plus oder -Minus. Es siegte schon wieder GM Karpatschev mit 6/7 und einem halben Punkt Vorsprung vor dem jugendlichen FM Bellahcene und IM Sipos aus Ungarn.
Turnierseite
Insgesamt war das verlängerte Wochenende in Strasbourg sehr unterhaltsam, Turnier und Stadt sind absolut empfehlenswert.
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