Das erste Sommerturnier
05.06.2018 - 19:30

Am kommenden Donnerstag findet mit der letzten Runde der Vereinsschnellmeisterschaft die Saison 2017/2018 ihr Ende. Wie im letzten Jahr, nutzen wir die dadurch frei werdenden Donnerstage mit kleinen Turnieren, in denen wir etwas Neues ausprobieren wollen. Am letzten Vereinsabend (31. Mai) fand das erste der sogenannten Sommerturniere statt (obwohl noch Frühling). Zunächst bildeten wir zwei etwa gleich starke Gruppen. Diese wurden nicht gelost, sondern der Stärke nach gesetzt. Die beiden Gruppen spielten dann vier Partien gegeneinander (zweimal weiß, zweimal schwarz), wozu insgesamt eine Stunde pro Gruppe zur Verfügung stand. Beide Gruppen setzten eine Reihenfolge fest, in der die Spieler ihre Züge absolvierten. Die ersten Spieler beider Gruppen machten den ersten Zug, die zweiten den zweiten Zug, die dritten den dritten Zug usw. Wenn alle einmal durch waren, begann die Reihenfolge von vorne. Die beiden Gruppen setzten sich wie folgt zusammen:
Gruppe A
Ingo Meirick
Kevin Woll
Ralf Dachwitz
Philipp Lenemann
Abhinav Sinha
Gruppe B
Klaus Haverkamp
Hans-Jürgen Weyer
Frans Hodenius
Anush Haroutiunian
Manuel Frohn
Kurz nach Beginn gesellte sich zu meiner Gruppe B noch Sascha Seibt, so dass Gruppe A aus fünf und Gruppe B aus sechs Spielern bestand.
Die erste Herausforderung lag jedoch außerhalb des Schachbretts. Unser Gast Abhinav spricht nur Englisch und Anusch nur Holländisch. Manuel hatte sogar ein Lateinbuch dabei, man weiß ja nie ... Doch kam es keineswegs zu einer babylonischen Sprachverwirrung; mit vereinten Kräften konnte jedem die Regeln erklärt werden.
Dann ging es los. Am Anfang war es noch leicht. Die ersten Züge gingen jedem rasch von der Hand. Doch bald musste der ein oder andere (naja, eigentlich waren es immer dieselben) länger nachdenken. Hinter ihm kam es dann zu Staus und Gedränge. Wir hätten die Bretter weiter auseinander stellen sollen. Meines Wissens nach kam es aber nicht zu Verletzungen. Und schließlich ist es ja auch ein erhabenes Gefühl, wenn der halbe Verein sich um einen drängt und darauf wartet, dass man endlich seinen Zug macht. Wer würde ein solches Gefühl nicht genießen und auskosten? Leider kam ich nur alle sechs Züge dran. Und so habe ich keine Ahnung, wieso wir am Brett 1 plötzlich eine Figur weniger hatten. Aber wir haben noch lange gekämpft. Am nächsten Brett kam es zu einer strategischen Auseinandersetzung. Aber nicht zwischen den beiden Gruppen, sondern zwischen zwei Spielern meiner Gruppe. Mir war völlig klar, dass der König nach d3 gehört, während Klaus unbedingt den Springer dahin ziehen wollte. Natürlich habe ich das nach besten Kräften vereitelt und jedesmal den Springer wieder weggezogen. Dass wir dann diese Partie gewannen, während der Springer über d3 wanderte (ich konnte nicht mehr rechtzeitig eingreifen), war wirklich reiner Zufall.
Während der Durchgänge waren Beratungen untersagt. Sogar ich habe mich mehrmals daran gehalten. Stattdessen wurden die Partien dreimal unterbrochen, um die Stellungen gemeinsam zu analysieren, Fallen zu erkennen und Pläne den Gruppenmitgliedern einzuprägen. Allerdings war meine Gruppe hier eindeutig im Nachteil, wies sie doch die beiden einzigen Raucher auf. Diese nutzten dann die Unterbrechungen nicht für das gemeinsame Beraten, sondern für eine Zigarettenpause. Wenn die Pausen dann zu Ende waren, kamen die beiden Raucher teerseligen Blicks wieder rein, hatten aber keine Ahnung von unseren Plänen. Ein echtes Handicap. Unser zweites Handicap lag nicht in unserer Mannschaft, sondern in der Gruppe A: Ingo Meirick! Die gegnerische Gruppe spielte nach der Devise: "Ist doch egal, was wir ziehen. Ingo haut uns schon wieder raus." Doch hier sprang uns das Schachglück zur Seite. Nach dem zweiten Bier hatte unsere gegnerische Gruppe zunehmende Schwierigkeiten, die Reihenfolge ihrer Spieler einzuhalten. Die immer wieder entstehende Verwirrung, wer denn nun am Zuge sei, nutzte Philipp aus, um sich vorzupfuschen. Uns war es gleich: Je häufiger Philipp sich vorpfuschte, um so seltener kam Ingo dran.
Nachdem wir am 1. und am 3. Brett unsere Partien verloren und am 2. Brett gewonnen hatten, kam noch der Gewinn am 4. Brett hinzu. In Zeitnot des Gegners schlug eine tolle Kombination (ja, ich bin sicher, dass ich es war, der die Anfangszüge auf´s Brett gezaubert hat) großartig durch. Der Wettstreit endete also 2 - 2 unentschieden - nach hartem Kampf, nach Gedränge, Vorpfuschen, Einstellern, Raucherpausen, Zeitnot, Wettstreit der Ideen, langem Überlegen und vor allem nach viel Spaß und Kurzweil! Wiederholung zugesagt!




Autor: Turnierleiter ()
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